Traumdeutung Haare / Haarausfall

Bedeutung unserer Haare und von Verlust-Träumen allgemein

Träume sind zumeist Manifestationen unseres Unterbewußtseins. Abhängig von der Tiefe unseres Schlafes können wir uns manchmal recht klar an unsere Träume erinnern. Vieles Geträumte hingegen entzieht sich auch unserem Wach-Bewußtsein und damit der Erinnerung.

Der Verlust von Teilen unseres Körpers ist ein gängiges Motiv in Träumen. So kommt es häufig vor, dass wir aufwachen und unseren Körper abtasten, um zu prüfen, ob tatsächlich noch alles vorhanden ist. Haarausfall, Zahnausfall, Verlust von Armen oder Beinen widerfahren uns in unseren Traumwelten und führen meist zu einem angstvollen Erwachen.

Insbesondere unsere Haare scheinen ein häufiges Motiv unserer Träume zu sein. In diesem Zusammenhang ist es von Bedeutung, sich mit der Funktion unserer Körperbehaarung, insbesondere des Haupthaares, im Wachzustand und im alltäglichen Leben zu befassen.

Unsere Verwandtschaft zu den Menschenaffen erkennen wir unter anderem an unserer Körperbehaarung. Der Mensch ist grundsätzlich, wenn auch diesbezüglich einer starken Variabilität unterworfen, am ganzen Körper behaart. Doch vor allem das Kopfhaar hat für unsere Beurteilung von Mitmenschen eine große Bedeutung. Und das, obwohl eine tatsächliche mechanische Funktion unserer Haare gar nicht mehr (oder kaum mehr) vorliegt.

Unser Kopfhaar hat dennoch eine bedeutende biologische Funktion, die unser Verhalten anderen gegenüber beeinflussen kann. Das Phänomen wird als sexuelle Selektion bezeichnet. Dies bedeutet, dass wir bei der Partnersuche nach Merkmalen Ausschau halten, die uns eine Aussage über den Gesundheitszustand des anderen ermöglichen, die uns helfen einzuschätzen, über wieviel Lebensenergie der potentielle Partner überhaupt verfügt, die er zum Beispiel in den Nachwuchs investieren kann. Die Kraft und Fülle unseres Haupthaares steht hierbei für Gesundheit, Vitalität und Jugendlichkeit. Im Falle von Männern steht Haarfülle für uneingeschränkte Maskulinität, bei Frauen steht sie für hochwertige Weiblichkeit.

Die vollendete Haarpracht hat zudem einen erheblichen Einfluß auf unser Selbstbewußtsein. So, wie wir andere beurteilen, sind wir auch kritisch zu uns selbst, wenn wir täglich unser Spiegelbild begutachten.

Dünner werdendes und stumpfes Haar, ausgefranste Haarspitzen, Geheimratsecken, Glatzen und Verlust der Haarfarbe geben uns das Gefühl von Minderwertigkeit, schwindender Kraft oder Altersschwäche, was häufig zu einem Schwinden der Selbstachtung führen kann. Die moderne Technik der Haarverpflanzung und die Existenz von Haarkosmetika sowie Vitaminkomplexen, die versprechen, die Haarfülle von einst wiederherzustellen, finden daher großen Absatz.

Diese konkrete Bedeutung, die unser Haupthaar im reellen Alltag für uns hat, ist in unseren Träumen häufig symbolisch zu interpretieren. Das Unterbewußtsein schöpft aus unseren Erinnerungen und aus unseren alltäglichen Ängsten, die im Gedächtnis stets präsent sind, auch wenn wir schlafen. In besonders kräftiger Bildsprache werden Aspekte aus diesem Wissensrepertoir übernommen und in unsere Traumhandlungen integriert. In der Regel manifestieren sich so Ängste in den Träumen, die mit real existierendem Haarausfall meist nichts zu tun haben. Unkonkrete Alltagsängste finden so ihren Ausdruck in der Sprache unseres Unterbewußtseins. Solche Träume stehen für ähnliche Ängste, wie sie der Gedanke an echten Haarausfall in uns hervorrufen würde: Angst vor dem Verlußt vollwertiger Männlichkeit (oder Weiblichkeit), Angst vor dem Altern, die Befürchtung des Energieverlustes allgemein oder gesellschaftlichen Anforderungen nicht mehr weiterhin gewachsen zu sein.

Dies ist also ein biologistischer und psychologischer Ansatz, derartige Angstträume zu erklären. Es ist sicherlich auch der modernste Ansatz.

Kulturell überlieferte Annäherungen an die Interpretation von Verlustträumen

Sowohl aus europäischen wie auch aus arabischen Quellen sind Ansätze zur konkreten Traumdeutung in historischen Überlieferungen erhalten. Spiritualität und mystisches Gedankengut haben diese Überlieferungen geprägt. Doch die bildhaften Interpretationen unserer Vorfahren beruhen in Wahrheit auch auf tatsächlichen Beobachtungen: In welcher Situation befindet sich die Person, die derlei Träume hat, wie hat sie sich verhalten, nachdem die Träume bekannt wurden, welchen Einfluss hatten politische oder klimatologische Phänomen auf das weitere Geschehen, an dem die Person beteiligt war? In Welten, die von Gottheiten kontrolliert wurden, liegt zwar eine mystische Traumdeutung nahe, der psychologische Aspekt hat aber vermutlich unbewußt auch Einlaß in die Traumdeutung erfahren.

Vieles, was wir aus alten Quellen lernen ähnelt dem, was in vorhergehendem Abschnitt erläutert wurde. Europäische und arabische Quellen sind jedoch oft ergänzt durch Zukunftsvorhersagen verschiedener Art. So könne beispielsweise die Form des geträumten Haares Auskunft über einen guten oder schlechen weiteren Lebensweg geben. Schwarzes, kurzes und gekräuseltes Haar bedeutete zum Beispiel, dass schlechte Zeiten bevorstünden.

In der arabischen Überlieferung können Träume von Locken hingegen völlig anders ausgelegt werden. Je voller die Locken eines Herrschers im Traum beispielsweise sind, umso erfolgreicher würde er im Krieg gegen andere Völker sein und sich so neue Gebiete aneignen können.