Traumdeutung Vergewaltigung

Schwerwiegende traumatische Erlebnisse, die im realen Leben stattgefunden haben, verändern den gesamten folgenden Lebensweg des Betroffenen häufig sehr beträchtlich. Entsprechend groß sind die Ängste, dass einem so etwas widerfahren könnte. Diese Ängste können in Träumen zum Ausdruck kommen, wobei sie dort sowohl für sehr konkrete Befürchtungen stehen können als auch Symbole sein können für wesentlich allgemeinere und tiefgehendere Ängste.

Das menschliche Gehirn ist sehr komplex aufgebaut. Es ist auch während des Schlafs oft hoch aktiv und zu erheblichen Transfer-Leistungen in der Lage. Assoziationen zwischen konkreten Vorstellungen und Erinnerungen an reale Eindrücke können verknüpft werden mit einem schlechten Grundgefühl, das als eine Art Lebensfurcht im Unterbewußtsein schlummert und das der Betroffene im Wachzustand nicht stichhaltig beschreiben könnte.

Ein Beispiel für ein schweres traumatisches Ereignis ist die Vergewaltigung. Die besondere Schwere einer solchen Tat liegt darin, dass die psychischen Folgen für den Betroffenen oft sehr nachhaltig sein können.

Verwaltigung bedeutet, dass ein Fremder jemanden auf die intimste mögliche Art und Weise berührt, mit Gewalt und gegen den Willen des Betroffenen in diesen eindringt. Der Vergewaltigte wird entblößt, durch ungewollte Nacktheit erniedrigt, durch das sexuelle Eindringen in den Körper des Opfers hinein wird dessen innerste Privatsphäre im wahrsten Sinne des Wortes durchstoßen. Das Zusammenwirken dieser verschiedenen Aspekte, wie sexuelles Benutztwerden, körperliche Entblößung und gewaltsames Bezwingen, führt zu Verlusten der Würde, der Unberührtheit und der Kontrolle des Vergewaltigten über seinen Körper und damit über seine Persönlichkeit. Einhergehend häufig mit realen körperlichen Verletzungen können die psychischen Folgen noch Jahre lang, mitunter ein Leben lang, anhalten. Die Konsequenzen dieser Schädigungen können sich auf den gesamten künftigen Alltag der Person auswirken. Angst vor Mitmenschen allgemein, aber insbesondere vor Sexualität und Nähe, können dem Geschändeten einen normalen sozialen Umgang mit anderen erheblich erschweren.

Es gibt Menschen, die niemals tatsächlich Gewalt erfahren haben, diese aber in Form einer ausgeprägten Sexualphobie beispielsweise so sehr fürchten, dass Vergewaltigungsträume die natürliche Verarbeitungsweise des Gehirns dieser alltäglichen Angstfantasien sein können.

Tatsächliche Opfer von Vergewaltigungen hingegen werden oft durch reale Erinnerungen an Einzelheiten der Tat geplagt, die durch entsprechende Träume ihre Verarbeitung finden. Im Ruhezustand des Körpers und während der herabgesetzten Aktivität des Gehirns im Schlaf ist es offenbar leichter, sich mit Erlebnissen auseinanderzusetzen, die auch lange Zeit nach dem Verbrechen für den Betroffenenim Wachzustand noch nicht fassbar sind.

Doch auch Menschen, die ein gewöhnliches und harmonisches Sexualleben führen und vollwertig in ihr soziales Umfeld integriert sind, können Vergewaltigungsträume haben. Diese Träume zeichnen sich dann durch einen symbolischen Charakter aus. Sie können stehen für allgemeine Verlustängste oder solche Befürchtungen, durch irgendwelche Ereignisse ihre Würde und Selbstkontrolle zu verlieren, womöglich durch Mitmenschen manipuliert und bis tief ins Innerste durchleuchtet zu werden. Menschen mit derlei Problemen stehen möglicherweise kurz vor erheblichen Veränderungen in ihrem Leben. Dies können zum Beispiel sein: Wechsel des Arbeitgebers, Umzug, Heirat oder die Erwartung des ersten Kindes. Auch das geplante sexuelle Umsetzen von sexuellen Fantasien kann in diesen Träumen seine Verarbeitung finden. Veränderungen bedeuten Ungewißheit und werden oft begleitet durch Usicherheit und die Angst, Lebensqualität und Freiheit zu verlieren, durch die Macht der neuen Lebensumstände kontrolliert zu werden, die stets behütete Privatsphäre mit anderen teilen zu müssen.

Der psychologische Ansatz der Traumdeutung basiert auf verschiedenen Teildisziplinen der modernen Wissenschaften, nämlich der Neurobiologie, der Psychologie und der Verhaltensbiologie.

Vergewaltigungsträume in historischen Überlieferungen

In vergangenen Zeitaltern, in denen Wissenschaft und Aufklärung noch in ihren Kinderschuhen steckten, war die gesamte Welt, von der sich die Menschen damals umgeben sahen, von Gottheiten, Geistwesen und beseelter Natur umgeben. Entsprechend wurden auch Träume als göttliche Botschaften, als Zukunftsvisionen oder allgemein als besondere Zeichen angesehen.

Vermutlich aber verbergen sich nicht selten hinter manch einer mystischen Trauminterpretation handfeste Beobachtungen. Antike Psychologen kannten diese Wissenschaft noch gar nicht, aber sie verglichen sicherlich unbewußt Naturphänomene und gesellschaftliche Ereignisse mit der Auswirkung auf das menschliche Unterbewußtsein und konnten daher solche Träume oft richtig deuten und sogar zutreffende Zukunftsdeutungen vornehmen.

Arabische Deutung

In der arabischen Welt, in der Sexualität häufig mit Unzucht und Sünde in Verbindung gebracht wird, wuden (und werden womöglich immer noch) Vergewaltigungsträume mit verborgenen unangemesenen sexuellen Sehnsüchten in Verbindung gebracht.

Europäische Deutung

In der europäischen Überlieferung werden solche Träume oft genutzt, um beispielsweise Prognosen für die Zukunft einer Ehe zu treffen. Träumt also eine Frau zum Beispiel von einer Vergewaltigung, wird dies als schlechtes Zeichen für ihre künftige Beziehung zu ihrem Ehemann interpretiert, der sich aufgrund ihres sensiblen Stolzempfindes möglicherweise ihr abwenden könne.